Ein sensationeller Fund: Kurt Tucholskys Liebesgeschichte erweckt die Roaring Twenties zum Leben.
Barbara träumt wie alle jungen Frauen vom Glück und von Erfolg. Letzteres ist als Aushilfs-Nummerngirl in einer Revue eher nicht zu erwarten. Eines Tages kommt ihr eine Idee: Sie beschließt, als Damenimitator aufzutreten - und macht tatsächlich über Nacht als "Herr Paulus" Karriere. Die Frau, die sich als Mann ausgibt, der wiederum als Frau auftritt, das ist der Ausgangspunkt für ein turbulentes Spiel, in dem es zu amourösen Kapriolen kommt, zu Erpressung und Entführung und schließlich doch zum Happy End.
Filmspezialist und Tucholsky-Kenner Michael Töteberg erläutert in seinem Nachwort die Geschichte dieses 1931 entstandenen Werks.
Kurt Tucholsky was a German-Jewish journalist, satirist and writer. He also wrote under the pseudonyms Kaspar Hauser, Peter Panter, Theobald Tiger, and Ignaz Wrobel. Born in Berlin-Moabit, he moved to Paris in 1924 and then to Sweden in 1930.
Tucholsky was one of the most important journalists of the Weimar Republic. As a politically engaged journalist and temporary co-editor of the weekly magazine Die Weltbühne he proved himself to be a social critic in the tradition of Heinrich Heine. He was simultaneously a satirist, an author of satirical political revues, a songwriter, and a poet. He saw himself as a left-wing democrat and pacifist and warned against anti-democratic tendencies—above all in politics, the military, and justice—and the threat of National Socialism. His fears were confirmed when the Nazis came to power in 1933: his books were listed on the Nazi's censorship as "Entartete Kunst" ("Degenerate Art") and burned, and he lost his German citizenship.
Interessant, was sich der Kinoverächter Tucholsky da so hat einfallen lassen. Sehr unterhaltsam, mit etwas Klamauk. Mir hat gut gefallen, wie viel Energie der Text transportiert; man hechelt teilweise regelrecht hinterher. Dazu die schönen kleinen Bilder, die Tucholsky erzeugt: Um "Talking Heads" zu vermeiden, wird da schon mal ein Gespräch aus der Perspektive eines Dackels gezeigt.
An der Ausgabe selbst habe ich allerdings etwas zu bemängeln: Da ist man sich zwar nicht zu schade, ein Bild aus dem Film "Viktor und Viktoria" fürs Cover zu verwenden, zwischen den Buchdeckeln wird aber mit keinem Wort der Bezug dazu hergestellt. Vielmehr wird noch im Nachwort aktiv behauptet, der Stoff sei niemals verfilmt worden. Zwar ist das Skript (wenn man es denn schon als solches bezeichnen will) nicht eins zu eins umgesetzt worden, doch viele von Tucholskys Ideen finden sich in "Viktor und Viktoria" und ein Teil davon damit auch in dem Remake "Victor/Victoria" wieder. (Und wenn man den zugegeben recht unansehnlichen Schutzumschlag entfernt, verbinrgt sich darunter eine richtig hübsch verzierte Hardcover-Ausgabe.)
Höchst vergnügliches Verwirrspiel. Cross-Dressing & Gender-Trouble in Shakespeare-Tradition, im Stil der Neuen Sachlichkeit mit pointierten Varieté-Nummer. Außerdem sehr schön gestaltetes Büchlein. Geschenk für Gentlewomen und Shemales.